Montag, 20. April 2015

Kleingärtnerwelten

Preußisch akkurat geschnitten
Steht Halm an Halm in Reih und Glied
Der deutsche Rasen, und inmitten
Schwarz-rot-gold die Fahne weht,
bezeugend, dass dies Ordnungsfeld
Mit deutscher Gründlichkeit bestellt.

Dann weht ein Samen aus der Fremde
Durch ein Loch im Maschendraht
Und unentdeckt von Gärtnerhänden
Gedeiht ganz frech die Unkrautsaat,
Die sonst sofort herausgerissen
Und aus dem Garten ausgewiesen.

Gezackte Blätter schlagen aus,
Und Stören deutsches Halmewogen
Und der Gärtner bellt hinaus
Dass gänzlich überzogen
Von buntbelumten Pflanzenarten
bald der einheitsgrüne Vorschriftsgarten.

Dann kommt sein Enkel ihm zur Seite
Schaut, kinderäuglich leuchtend rein,
Der Pflanzenvielfalt volle Breite.
Wie schön und bunt die Blumen sei’n,
sagt er mit Freude in der Stimme
Und mithin vergeht das Schlimme,

Das er gärtnernd in dem Fremden sah.
Es sinkt der Unkrautstecher nieder
Und Enkelchen nimmt Großpapa
Und zeigt ihm endlich wieder
Was ihm als Kind selbst in den Augen stand:
Da gab es für ihn keine Rasen, 
nur blütenbuntes weites Land.








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