Samstag, 11. Juli 2015

Vierunddreißigster Schritt: Plastik leihen und nicht kaufen

Plastikmüll lässt sich natürlich nicht nur sparen, indem konsequent auf Verpackungen aus Plastik verzichtet wird, sondern auch damit, die unnötige Produktion von Plastik zu vermeiden. 
Vor wenigen Tagen noch standen wir häuslich vor dem Problem, dass unsere Handy-Ladekabel flügge geworden sind. Ich vermute stark, dass das Ladekabel meines Kindle und das Ladekabel meiner Puls-Uhr ([hier den Namen der dem eigenen Glaubenentsprechenden Entität einsetzen] sei ihrer Seele gnädig!) ihre Liebe zueinander entdeckt haben und einfach gemeinsam ausgerissen waren. Vermutlich hatte das eine Ausreisewelle ausgelöst, an deren Ende uns der folgende bedauernswerte Zustand erwartete: Zwei Ladekabel für sechs ladekabelbedürftige Geräte im Haus, wobei merkwürdigerweise eines der beiden Ladekabel von einem Gerät stammt, dass niemand aus dem Haus je im Besitz hatte. Vermutlich ein Zuwanderer, der in einem iPhone-Haushalt Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt war. Willkommen an dieser Stelle!

Jedenfalls stand ich vor der Entscheidung, ein Ladekabel zu kaufen oder nicht. Ganz tief in mir war ein Widerstreben gegen den käuflichen Erwerb. Doch solange mich die Werbebranche alle paar Minuten mit Handy-Angeboten überflutet: „Macht den Vertrag bei uns, und ihr bekommt jährlich ein neues Smartphone!“, „Kauft eine Waschmaschine, und ihr bekommt kostenlos ein Smartphone kostenlos dazu, mit dem dem die Waschmaschine auch im Urlaub in der DomRep fernsteuern könnt!“, „Eröffnet ein Konto bei unserer Bank, und ihr bekommt ein Smartphone für Umme hinzu, dessen Vertragsguthaben ihr übrigens ganz bequem über unsere Homebanking­software aufladen könnt.“ Und so weiter. Solange das so ist, muss es doch jede Menge Haushalte geben, in denen eine unermessliche Zahl an Handy-Ladekabeln ungenutzt rumliegen muss, dachte ich mir. Vermutlich sind unsere Kabel auch in eines dieser Haushalte ausgewandert; immerhin wurde es ja bei uns zunehmend einsam. Jedenfalls habe ich meine Suche in Facebook einfach mal in den Raum  gestellt und binnen zwei Tagen hatte ich zwei zusätzliche Ladekabel. Problem gelöst!

Es gibt zahlreiche lokale Free- und Share-your-Stuff-Gruppen (Bspw. "Free your stuff Wetterau") und selbst Share-your-Food-Gruppen (Bspw. "Share your food Wetterau". Dort reinzuschauen lohnt sich wirklich. Ich bin  überrascht, wie gut das funktioniert und wie viele Menschen, ihren Überfluss über diese Gruppen reduzieren und anderen die Möglichkeit geben, ihre Bedarfe kostenlos zu decken. Das ist ein guter Weg. Immerhin werden jede Mengen Ressourcen gespart, wenn nicht neu produziert werden muss, was anderenorts ungenutzt in der Ecke liegt. Vielleicht werde ich demnächst mal posten, wer Einzelsocken übrig hat. Schließlich muss jeder, der eine Waschmaschine besitzt, vor dem gleichen Problem stehen. Ganz gleich, wie oft ich sie aus dem Urlaub anrufe, meine Waschmaschine frisst dennoch Socken.

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